Sonntag, 26. Mai 2013

26. 05. 2013 - Aldos Brunnenbauprojekt



Heute fahre ich mit Aldo nach Tala-Mokkolo. Zu meiner freudigen Überraschung fahren wir mit seinem Geländemotorrad :) Ein Paar feste Schuhe für den Fahrer, Helme ziehen wir beide auf. Dann preschen wir los.
90km lang schlängelt sich der feldwegbreite, unbefestigte Weg durch die einmalig herrliche, hügelige Landschaft. Es war einfach übel geil! (Aldo mag dieses Wort nicht, aber es gibt einfach Dinge auf der Welt, die sind...? genau: Leider geil. Und dazu gehört spätestens seit heute auch Motorradfahren.)
Beigebraune Steppe, rundsteinige kleine Berge, verstreute grüne Bäume und dazwischen hin und wieder ein einzelner knalliger Feuerbaum. Gott hat es schöpfermäßig halt schon echt drauf. Wir überholen Kuhherden, Frauen die Feuerholz sammeln, Wasser holen, kochen und Männer die Hausdächer ausbessern.
Dann haben wir zu Aldos großem Leidwesen und meinem großen Fotoglück einen Platten. Aldo schiebt das schwere Motorrad 2 km zu einer erstaunlich gut ausgerüsteten "Werkstatt" (eine Ansammlung von Männern und ihren Motorrädern) zurück und ich dokumentiere alles.
Ich fotografiere, trinke einen Gari zum Frühstück, unterhalte mich ein bisschen mit den Frauen die den Gari kochen und langweile mich eineinhalb Stunden lang, bis der Reifen geflickt ist.
Gegen Mittag kommen wir in Tala- Mokkolo an. Ein kleines Bergdorf um ein 18m tiefes Loch, einer von Aldos Brunnen:
Vor einiger Zeit hat Aldo einen Brunnen für das damals neue Dispensaire in Tala-Mokkolo gebaut. Dank hochwertiger d.h. 20m tiefwertiger Arbeit führt der Brunnen auch in der Trockenzeit Wasser- im Gegenteil zu vielen dorfeigenen Brunnen. Die im weitesten Sinne umliegenden Dörfer fragen an, ob er mit seinem Kompressor ihre Brunnen vertiefen könnte. So entsteht ein Brunnenvertiefungsprojekt aus dem sich nach und nach mit den immer nachkommenden Anfragen ein Brunnenbauprojekt entwickelt.
Durch Unterstützung von verschiedenen Seiten und einer kleinen finanziellen Beteiligung der jeweiligen Dorfgesellschaft baute er also mit dem Kompressor, einer Handvoll fest eingelernten Helfern und den Männern des jeweiligen Ortes Brunnen. Wenn der Boden steinig ist, wird der Brunnen direkt in den Stein hinein gehauen oder manchmal sogar gesprengt.
Hier in Tala-Mokkolo ist der Boden nur lehmig. Deshalb wird gegraben und dann werden Betonreifen in das gegrabene Loch gesetzt, um die Wände zu stabilisieren. Einer steigt in den immer tiefer werdenden Schach und gräbt unten die lehmige Erde weg, sodass langsam das Gewicht der Betonreifen selbige nach unten drückt und man oben den nächsten draufsetzen kann. Dass das so gemachte wird war mir auch nicht bewusst und hat mich ganz schön verblüfft. Sieht schon ziemlich abenteuerlich aus wie einer im 18m tiefen Brunnenschach den Eimer mit Schlamm vollschaufelt und die restlichen Männer den Eimer dann hochziehen.
Nach allen Maßstäben der Kunst lobt und ermutigt Aldo alle Beteiligten und ermahnt sie zügig weiterzuarbeiten, damit er den Kompressor möglichst bald wieder vom Berg runter nach Maroua transportieren kann, bevor die anbrechende Regenzeit die Wege zu Flüssen macht.
Dann machen wir uns auf den Heimweg. Die Sonnencreme, die man mir gerade gegeben hat, um noch weiteren Sonnenbrand zu verhindern, wird 3 Minuten später praktisch abgewaschen, als der erste RICHTIGE Regen dieses Jahres fällt. Wir stellen uns nochmal unter.
Heimzus erkenne ich die Strecke nicht wieder. Entwurzelte Bäume, zerrupfte Pavillions und Marktstände, Flüsse wo ich vorher nicht mal ein Flussbett ausgemacht hatte! Und auch sonst sieht auf einmal alles viel grüner aus! Dabei kann das doch bei einem Regen gar nicht sein! Krass, was die Psyche alles ausmacht. Nur, weil ich weiß, dass es geregnet hat, ändert sich mein Farbempfinden! Aber Aldo bestätigt meine Beobachtung: "Es ist grüner", ruft er mir zwischen zwei Hubbeln durch die Motorradhelme hindurch zu, "einfach aus dem Grund, weil der Regen die Blätter der Bäume, die seit guten 6 Monaten zugestaubt werden, abgewaschen hat."  Klingt logisch. 









 











Kaum ist der Regen vorbei, laufen die Leute auf ihre Felder vor den Häusern und beginnen zu säen. Das ist heikel, denn es kann gut sein, dass es nochmal einige Zeit lang nicht regnet und das ganze Saatgut vertrocknet. Gesät wird vor allem von Frauen und mit der Hand. Manchmal spannen sie sich Schnüre, um ordentliche Reihen hinzubekommen, manchmal nicht. 



 

4 Kommentare:

  1. Betonreifen! :D

    Elena, ich hab auch ein Motorrad! ;)

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    1. hä, hab ich's falsch geschrieben oder was ist mit meinen Betonreifen? Ich hab diesbezüglich sogar Nachforschungen angestellt aber keinen offiziellen Namen für die Dinger gefunden!
      Schön, dass du ein Motorrad hast....aber halt nicht die Strecke die wir hier haben :P

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  2. Tja war ein gelungener Ausflug mit einer werdenden Journalistin...
    Schacht und Brunnenschacht schreibt man ...
    und Motorradfahren hier in Afrika ist definitiv anders als in Europa...

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    1. ups.
      aber jaah....Schach ist.. was anderes. Jetzt hat's eh jeder gesehen.

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