Montag, 9. September 2013

8. 9. 2013 - Bye bye Marouahills

Fast 4 Wochen ist es jetzt her.
Dass ich in meinem Bett in Djarengol lag und das himmelweiche Schnakennetz über mir beobachtet hab, wie es leicht einige Streifen weißen Mondlichts einfängt.
Die Streifen schlagen Wellen  als ich unter dem Schnakennetz durchtauche um nach Tagebuch und Stift zu angeln:


Sie überschattet alles, sie steht  über allem und hängt an jedem Gedanken. Schwingt in jeder Begegnung mit und raubt mir augenblicklich den Schlaf-  die Heimreise.
Doch noch während ich Sätze anfange um auszudrücken wie sehr ich mich freue, könnte ich heulen. Viel zu stark in viel zu knappen Zeitabständen schwanke ich  zwischen absoluter Melancholie und übermütiger Freude. Furchtbar. Gradwanderungen solcher Art sollten verboten werden. Dabei kann ich nicht mal ein Extrem dem Heimkommen und das andere dem Hierbleiben zuschreiben.      
Es zerreißt mir das Herz, wenn ich daran denke, dass ich all das hier in wenigen Tagen nicht mehr habe...  Die Sonne, die Spaghetti aus der Tüte zum Frühstück,  die Motofahrt durch die bunte Stadt, die Unbeschwertheit, das komische Rumgehopse im Gottesdienst bei dem ich immer noch nicht ganz den Bogen raus hab, die Arbeit und vor allem die ganzen liebgewonnen Menschen zurücklassen muss.
Gleichzeitig sehne ich mich aber auch nach Leuten, die meine Sprache sprechen und so denken wie ich! In diesem Sinne bin ich eigentlich ganz froh, dass ich das Ganze dann mal wieder gegen Europa eintauschen kann.  
 Ich freue mich meeega auf zu Hause. Meine Familie, meine Freunde, meine Kultur! Andererseits habe ich echt Angst. Vor meiner Familie, meinen Freunden, meiner Kultur. Wer wird wen mehr flashen? Ich euch oder ihr mich?

Fast 4 Wochen ist das jetzt her.
In der Zwischenzeit bin ich wieder in Deutschland gelandet. Ein tolles Reentryseminar liegt hinter mir und viele erste Begegnungen, die meistens echt toll und gar nicht so schlimm waren wie befürchtet.
Der bis zum Anschlag lecker gefüllte Kühlschrank  und die makellosen Straßen lösen keine wie-krass-ist-das-denn-Anfälle mehr aus und auch an die überall herrschende Sauberkeit hab ich mich in dem Maße gewöhnt, dass ich schon wieder angeschmutzte Ecken sehe.
Aber trotz mancher Entbehrungen ist es dort ein gutes Leben. Ich frage mich wann ich das letzte Mal zu Hause flächendeckend und langfristig so ...zufrieden war mit meiner aktuellen Lage. Mit dem was ich tue. Ist das ganze Leben nach der Schule so oder das afrikanische -oder das missionarische ;) ?! Hört sich das an, als würde ich grade ganz gerne wieder zurück? Will ich das? Irgendwie schon... aber eigentlich gefällt es mir hier auch. Ich bin dankbar für diese Zeit;
Das Markthandeln, die Gottesdienste, "meine" Kinder vom Kinderclub, Fulfulde, meine Arbeit in der Schwangerschaftskontrolle, Geburten, Medikamentenküche, afrikanische Beerdigungen, Fettnäpfchen, das Essen, Malaria, Vorurteile, die Natur, die andere Denk- und Auffassungsweise der Afrikaner, die Kleidung ....  
Durch die bibelnahe Kultur dort und ihren Menschen habe ich ein anderes Gottesbild kennengelernt und viele Bibeltexte ganz neu oder überhaupt verstanden.
Ich habe einen Einblick in den Islam bekommen, gemerkt wie Islam und Christentum in ihren Ursprüngen zusammenhängen und warum sie trotzdem in ihrer Lehre unvereinbar sind, weil sie sich nicht um den selben Gott drehen.
Darüber hinaus habe ich wunderbare neue Freunde gefunden. War ihnen Stütze, Ermutigung und Denkanstoß, habe von ihnen gelernt und war einfach gerne mit ihnen zusammen. Außerdem habe ich erfahren wie auch aus anfänglich schwierigen Beziehungen so vertrauensvolle Freundschaften entstehen können, dass man noch 4 Wochen später maßgebliche Entzugserscheinungen hat.
Es war ein tolles Jahr, lohnenswert und bereichernd mit all seinen Höhen und Tiefen.
Doch so schwer der Abschied auch war - es war richtig jetzt wieder herzukommen.



Es hat total viel Moscheen. Das ist die größte bei uns in der Umgebung.

Die grüne Brücke

Der Versuch ein Gruppenfoto zu machen.
Erst pupst jemand...
und dann... 

tja xD

 
 
 






 
 
 
 
 

Ein letzter Blick auf Maroua...

....und wieder in Deutschland.

 

Donnerstag, 4. Juli 2013

5.7. 2013 - Bingel nange



Der herrlich strahlend blaue Himmel wird heute von tiefschwarzen Gewitterwolken verdeckt. Nicht (nur) im übertragenen Sinne, sondern ganz real und wörtlich genommen- es zieht sich zu. Das verheißt vielleicht für die Landwirtschaft gutes, nicht aber für meine Pläne jemanden besuchen zu gehen.
Ein wenig unschlüssig stehe ich vor dem Haus. Was hat mir ein Kumpel gesagt? Wenn der Wind von Richtung Busch kommt, regnet's. Wenn er von Richtung Ortsteil Kongola kommt, regnet's nicht.
-Oder umgekehrt?
Warum dem so ist konnte er mir nicht erklären. Ich krame in meinem 7.Klasse Erdkunde Gedächtnis. Besonders hohe Berge hat es hier grade nicht, sodass auch die die-Wolken-bleiben-hängen-und-regnen-sich-ab-Theorie irgendwie nicht hinhaut. Aber wie gemeinhin oft der Fall macht die fortgeschrittene Technik den Mangel logischer Allgemeinbildung wett. Und so zücke ich mein Handy, um bei besagtem Kumpel einfach nochmal nachzufragen. Doch noch während ich tippe findet sich die Antwort: Wenn der Wind aus Kongola kommt, regnet's. (Für alle geographisch ganz genauen: Kongola liegt südlich von mir).
Es tröpfelt eine Minute.
Dann fängt es an zu schütten.
Ich mich also zu Aldo und Rahel auf die Veranda gerettet. Die Straße wird zum Fluss, der Marktplatz macht unserem guten Schlammloch am Baggersee ernsthaft Konkurrenz. Das  Dunkey vor unserem Haus bricht zusammen. Amos wirft Stöckchen von der Veranda und schaut begeistert zu, wie sie davon schwimmen.

Willkommen in der Regenzeit. 










Unsere Hauptstraße

das war's mal, unser gechilltes Dunkey... :(

"Bingel nange", die "Kinder der Sonne", nennen sie die kleinen flauschigen Krabbelviecher hier. Bisschen paradox, find ich, denn sie kommen nur nach dem Regen aus der Erde. Sie machen glaub nix und rollen sich zusammen, wenn man sie anstupst :)


Zugegeben, die folgenden Bilder sind nicht von jetzt und auch nicht bei uns vor der Haustür. Da waren wir letztes Jahr, am Ende der Regenzeit über's Wochenende ganz im Norden an der Tschadischen Grenze. Bis das Wasser so flächendeckend steht, braucht es hier doch noch einiges ;)



Das Hochwasser in sonst staubtrockenen Gebieten nutzen die Menschen um zu Fischen.








Die Landschaft war gigantisch! Aber wenn man den Blick ein wenig zur Seite dreht... Müllberge. Das ist auch gut an der Regenzeit ;) die spült's jetzt alle weg. Ist viel sauberer gworden, seit es angefangen hat zu regnen. Aber dafür stinkt es, weil überall fauliges Wasser steht in dem sich auch Schnaken ausgesprochen gut und zahlreich entwickeln.