Dienstag, 26. März 2013

26. 03. 2013 - Lelwa, Wilhelmine-Evelyn-Galaxy



Dieser Tag schreibt Geschichte.
Von ihm werde ich noch in 50 Jahren meinen Enkelkindern erzählen.  Es ist der Tag, an dem ein Typ mit einen Plastiksack bei uns auf der Station auftaucht und uns seinen Plastiksack sammt dem darin befindlichen Gazellenkids verkauft. Zwar wurde noch radikal gehandelt, aber eigentlich war ziemlich schnell klar, dass sie unser neues Staionstier werden würde. Weniger klar war die Namensfrage und wie nach erfolgreicher Aufzucht weiter mit ihr verfahren werden sollte:
Aldo war für „Wilhelmine“ und schlachten.
Lisa für „Evelyn“ und nicht gegen schlachten.
Ich war für „Galaxy Gazelle“ und auswildern.
Durchgesetzt hat sich Rahels „Lelwa“ (Fulfulde: Gazelle). Das ist nicht besonders kreativ und lässt sich auch nicht gut rufen. Aber ob sie bei einem anderen Namen eher hören würde ist eh fraglich.
Fraglich sind auch manche Dinge, die wir bei dieser Gelegenheit von den Einheimischen bezüglich Gazellen und so manch anderem Tier gelernt haben.
Zu aller erst haben sie uns aufgeklärt, wie eine Gazelle zur Welt kommt. Das ist nämlich so: Die kommt nicht einfach in einem Rutsch, sondern sie kommt erst 10 Tage zur Hälfte mit dem Kopf raus, dann schlupft sie wieder in den Bauch zurück und kommt kurz darauf mit den Beinen zuerst ganz zur Welt. Außerdem haben wir gelernt, dass Kälbchen und somit auch Baby-Gazellen gleich nach der Geburt Gras fressen  und Milch nur so bisschen zusätzlich trinken.  Nur bei uns in Europa ist das anders, weil da die Tiere in eingegrenzten „Häusern“ wohnen und nicht jeden Tag in den Busch getrieben werden. Auch gut zu wissen ist, dass Ziegen, Katzen und Gazellen erst anfangen zu zittern und daraufhin sterben, wenn man sie mit Wasser abwäscht. Das kann man auch daran sehen, dass sie immer schnell ins Trockene rennen, wenn es anfängt zu regnen. Schafen hingegen macht Wasser nichts aus. Und falls ihr‘s noch nicht wusstet- ein Chamäleon hat eine 2-3m lange Zunge (unser Nachtwächter hat das schon echt gesehen!) und wenn sie die Farbe deines T-Shirts annehmen, stirbst du. 











Mittwoch, 20. März 2013

20. 03. 2013 -Halbzeit. Eine Bestandsaufnahme.


Genau sechs Monate ist es jetzt her, dass ich aus dem Flugzeug gestiegen bin und den typisch afrikanischen Geruch das erste Mal registriert habe: Ein Mix aus Lagerfeuer, Baggersee, Schweiss und einer kleinen Prise Hühnerstall. Mittlerweile kann ich diesen Geruch nur noch selten indentifizieren. Auch an manch andere Dinge habe ich mich gewöhnt. An manchen Tagen muss ich dennoch kämpfen, aber im Allgemeinen gefällt es mir hier sehr gut und ich bin dankbar und glücklich hier sein zu können und diese Erfahrungen zu machen.
In den Vorberietungsseminaren hat man uns eine Wie-geht-es-mir bzw. wie-gefaellt-es-mir-Kurve eines durchschnitts FSJ'lers gezeigt (schwarz). Ganz identisch ist meine (blau) nicht, aber doch ähnlich:

(die x-Achse zeigt nicht die genaue Mitte zwischen positiv und negativ an, sondern den Normalen alltagszustand, die gewöhnliche "Alltagslaune" wenn man so will. Fazit: Im Ausland hat man anfangs vielleicht krassere Höhen und Tiefen als zu Hause, aber es pendelt sich dann doch in etwa mit dem normalen zu Hause Zustand ein.)  

 
Und sonst?
- Sprache: Deutsch, Schwitzerdütsch, Französisch, Flufuldé und Englisch. Ein einziger riesengroßer Mix. Meine franz. Grammatik wäre nicht schultauglich, die der Einheinmischen aber auch nicht. Auch für viele von Ihnen sind die hiesig gesprochenen Spachen Französisch & Fulfuldé Fremdsprachen. Viel mehr kommt es im echten Leben auf den Wortschatz an. Der wächst im Französischen und fällt parallel dazu im Englischen. Ich kann nicht mal mehr bis 10 zählen.
- Essgewohnheiten: Weitgehend afrikanisiert. 5 Teeloeffel Zucker gehören schon in eine Tasse Tee.
-Schokolade, geschickte: löffeln wir :)
- Gewicht: Die Waage geht ja nicht genau…aber so wie's aussieht +1,5 kg. Unveränderte Essensmenge bei fett- und nährstoffreichem Essen und die Abwesenheit von Sport macht's.
- Haare: Habe ich zwischenzeitlich mal versucht mir selber zu schneiden.
-Malaria: 2 mal
-Heiratsanträge: nerven. (grade jetzt, in diesem Moment, sitzt schon wieder einer neben mir, den auch eine absolut direkte Abfur kalt lässt und sage und schreibe seit 50! Minuten beharrlich nach der Handynummer fragt! )
-Barfuß: läuft man NIE! Wenn doch wird man ausgelacht.
-Klima


 
Auch bei uns war im Dezember „Winter“, d.h. es hatte manchmal sogar unter 20 Grad, sodass wir Jeans unter unsere Röcke und Socken in unsere Flip Flops angezogen haben. Ansonsten seit 5 Monaten kein einziger kleiner Regentropfen mehr. Und das wird auch noch enie Weile so bleiben. Die Regenzeit beginnt im Juni, jetzt kommt erstmal die Hitzezeit. Das Thermometer knackt jeden Tag neue Rekorde. Aktuell ca.  42 Grad...
-Gesichtete Chamaeleons: 5
-Bekommene Briefe und Paeckchen: ca.10
-Ekelempfinden: Vorallem im Bezug auf Hygiene maßgeblich geschrumpft. Uns haut so schnell nichts mehr aus der Bahn.
...Nur Spinnen machen uns immer noch fertig.