Donnerstag, 27. Dezember 2012

24. 12. 2012 -Weihnachten



24.12.12. 02:30 Uhr. Ein Weihnachtsabend geht zu Ende. Jedenfalls für mich. Nicht aber für ca. zweihundert jugendliche Afrikaner, die wohl tatsächlich noch die ganze Nacht vor der Kirche durchtanzen werden. Die Trommeln 200m Luftlinie von hier können's Lautstärkemäßig in jedem Fall mit einer Disco aufnehmen. Ich mag das Getrommel :) Das ist so .... urisch. So ...afrikanisch :D Und genau so tanzen sie dazu auch! Der ganze Platz erinnert entfernt an einen Pogo, der sich um die beiden Trommeln in der Mitte dreht. Neben  besagten Tamtams pulsiert ein kleiner "Kreis" von vielleicht 10 Tänzern, die's übel draufhaben. Den Rand bildet ein bologneseartiger Kreis von Leuten, die oft recht einfache aber hektische Schrittfolgen machen. Zwischen diesen beiden Kreisen ist ein wildes Durcheinander und Gerenne. Obwohl...es ist auch kein komplettes Durcheinander- wie eben alles hier.  
Cut. Stromausfall. 
Begeistert schwellen der Fulfuldégesang und die Kissigasschreie daraufhin noch weiter an. 
Es war ein guter Tag, denke ich so im Dunkeln bei mir. Nicht besser und nicht schlechter als zu Hause. Den Weihnachtsabend (bevor Lisa und ich zu den Trommeltänzern gestoßen sind) haben wir mit Teammitgliedern besinnlich verbracht: Wir haben wahnsinnig lecker zusammen gegessen, ein bisschen gesungen, uns gegenseitig selbstgemachte Marmelade o.ä. geschenkt und die Weihnachtsgeschichte gelesen.  Einzig die Christmette hat mir wirklich ein bisschen gefehlt. Und vielleicht die Weihnachtslieder im Voraus.
Allgemein unterscheidet sich die Vorweihnachtszeit ein bisschen von unserer. Also eigentlich gibt's die gar nicht. Ich hab ein paar Leute gefragt, die Adventszeit kennen die hier nicht. Das bedeutet kein Adventskalender, kein Adventskranz, keine Kerzen (auch KEINE in der Kirche), keine Lichterketten, Krippen, Tannenbäume, kein Weihnachtsliedergedudel, kein Weihnachtsmarkt, kein Glühwein und obwohl die Temperatur beträchtlich gefallen ist, sind wir hier noch weit weg von Schneegestöber.
Was man sich zu Hause nicht von Weihnachten wegdenken kann und will, fehlt hier überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich empfinde es sogar als positiv. Zum ersten Mal hatte ich nicht das Gefühl in den Wochen vor Weihnachten in Weihnachtsstimmung zu ersticken oder irgendeinen Weihnachtsmarkt oder -feier zu verpassen. Ein kleiner "Weihnachtstick" der Leute hier ist dagegen, dass sie am Festtag alle mit einem neuen Outfit auftrumpfen müssen. Das stürzt die Familienväter in Geldnot und die Schneiderinnen in viel Arbeit.
 Aber ansonsten ist hier Weihnachten wirklich mal auf die Tatsache konzentriert! Es feiern nur die, die einen Sinn darin sehen und auch das Geschenke hält sich stark in Grenzen; In den einheimischen Familien wird nicht beschert  wie bei uns, aber auch lecker gekocht und im Gottesdienst sagen Kinder und Erwachsene Sprüche auf. (Bei denen ich jetzt... keinen Zusammenhang feststellen konnte und unsere kleinsten Krippenspielkinder sprechen um Welten besser, aber mit Weihnachten hatten die Sätze schon zu tun.) Nach der Kirche verlagert sich die ganze Gemeinde nach draußen und dann wird getanzt, bis der Platz vor der Kirche in einer Staubwolke verschwindet. 












Hier hab ich für's Foto mal unsere gesamte Weihnachtsdeko zusammengetragen :D
Das einzige was bei uns die letzten 4 Wochen wirklich ein wenig an Weihnachten erinnert hat, waren unsere Plätzchen. Davon hatten wir anfangs wirklich viele (dank Lisa) und später wenige (dank mir). Jetzt sind alle Zimtschnecken, Schwarz-Weiß-Plätzchen, Kokosmakronen und Mokkabohnen verputzt.
Außerdem hab ich neulich so einen kleinen Jungen mit mega coolen Lehmtieren spielen sehen und bin auf die absolut geniale Idee gekommen selber eine Krippe zu tonen. Hat ne ganze Weile gedauert, bis wir seinen großen Schwestern in unserem Alter auf Fulfuldé verklickert hatten, was wir wollen aber dann haben sie gleich eine Hacke und ein Kännchen Wasser geholt und sind mit uns ein Stück hinters Haus, wo dieser bestimmte Lehmboden wächst.
Voll cool, dass die sich echt nicht zu blöd waren, sich wie die Kinder den Mittag über da hinzusetzen und mit uns zu tonen. Wir haben ihnen unsere europäische Krippe erklärt und waren überrascht, als sie meinten dass sie uns helfen, denn das waren lauter Moslems. "Also vielleicht machen sie euch ne Kuh oder so, aber euer Jesuskindlein müsst ihr schon selber machen", hat man uns im Voraus diesbezüglich gesagt. Jetzt sind wir stolze Besitzer einer Lehmkrippe, bestehend aus DREI Jesuskindlein, Maria, Futtertrog, einem König samt Kamel und Elefantenbaby, einem Esel dem ein Ohr abgebrochen ist, einer Ziege, einer Kuhfamilie, einem Dinosaurier und einem Hund.







4 Kommentare:

  1. Weihnachten mal anders - aber klingt gut. Ich wünsch Dir nachträglich frohe Weihnachten und im Voraus schonmal nen guten Rutsch!

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  2. Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Dinosaurier anwesend war. Aber ich muss sagen, liebe Elena, von allen FSJ Blöggen ist deiner mit Abstand der beste!

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  3. Klingt gut, wenn man außer Acht lässt, dass ich nun mal die einzige FSJlerin bin, die du kennst ;) Danke :)

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