Freitag, 31. Mai 2013

31.05.2013 - Maroua Mitte Mai



Der Mai hat gut angefangen: Der Container ist angekommen. Nach 3 monatiger Reise, vielen Telefonaten, Nerven und Gebeten ist er endlich angekommen.
Der Container?
ist bestimmt so 10m lang, orange und kommt aus Deutschland. Zügig, nach nur 3 Wochen war er in Kamerun, in Douala am Hafen und dort ist er dann leider 2 1/2 Monate kleben geblieben, weil niemand den kamerunischen Angestellten der Containerfirma bestechen wollte. (so war's übrigens glaub auch mit den Weihnachten-im-Schuhkarton-Kartons). Unser Container war auch ein bisschen wie Weihnachten, denn neben einem Haufen medizinisch-technischem Zeug fürs Dispensaire waren auch einigen Privatsachen für Langzeitmissionare drin (Kinderfahrrad, Cappuccino, inzwischen abgelaufene aber dennoch leckere Rittersportschokolade, Bastelsachen...). Manches zwar etwas mitgenommen und der neue gebrauchte Kompressor hatte einen ordentlichen Klimaschock, läuft inzwischen aber afrikatauglich.





Zumindest einer hat sich zu diesem angebrachten Anlass für feste Schuhe entschieden.


Die haben jetzt bestimmt alle Rückenprobleme.
Aber macht nix- in unserem Dispensaire gibt's ja auch Physiotherapie ;)

 

...mit der Zeit hat jeder seine Rolle gefunden.

 


auch die Rampe hat (genau) bis zum letzten Teil gehalten.



An einem anderen Nachmittag haben wir mit einer Freundin einen Ausflug zu ihrem Onkel gemacht. Der wohnt "etwas" (ungeahnt weit) außerhalb von Maroua. D.h. wir sind 1 1/2 Stunden mit dem Töff-Taxi hin gehoppelt. Zwischendurch war das Benzin leer und mein 17 jähriger Fahrer hat auch definitiv keinen Führerschein und das verdient, aber egal, denn Töff-Töfffahren macht einfach Spaß!!
Haha, ich könnte mein Leben lang, den ganzen Tag nur Töfftaxi fahren :D
Unter dem schwitzerdütschen Töff-Taxi  (ich liebe dieses Wort) hat der durchschnittsdeutsche ein Moped zu verstehen. Moto-Taxis sind hier gängige Fortbewegungsmittel und erkennbar an den gelben Trikots der Fahrer.
Die Fahrer sind, wie gesagt, meist Führerscheinlos und haben oft auch nicht den größten Schulabschluss in der Tasche, wenn überhaupt, und verdienen dafür eigentlich echt nicht schlecht. Wer von A nach B will macht sich einfach mal auf den Weg und zischt an der Straße  eines der Töff-Taxis an. (So durch die Zähne "Gz-Gz".) Erstaunlich auf was für eine Distanz die das auch immer wieder hören! Dann diskutiert man den Preis aus. Hilfreich dabei ist es zu wissen wie weit entfernt sein Ziel liegt oder einen netten Fahrer zu haben. Das Problem bei netten Fahrern ist aber, dass man sich während der Fahrt ganz gut mit denen unterhalten kann. Wer aber fährt kann nicht mit Händen und Füßen erzählen und wenn dann auch noch irgendein Stadtregierungsheini gemeint hat, er müsse die passable weil ausgefahrene Sandpiste mit frischem Sand zu einer Sanddüne aufpeppen, kann es schon mal sein dass man stürzt.
Ist uns auch mal passiert, war aber nicht schlimmer als ein Fahrradsturz, die Töff-Töffs sind den Straßenverhältnissen unterworfen und daher meist eher gemäßigt unterwegs. Tempoangabe kann ich leider keine machen, ich habe noch kein Moto gefunden, dessen Tacho ging.
Nach unserem Sturz hatte ich eine ganze Zeit lang Angst wenn ich Töff-Töff fahren musste. Das ist mittlerweile aber schon fast wieder Ewigkeiten her und ich habe aufgehört mich verkrampft festzukrallen und mich stattdessen entschlossen das gemächliche Gehoppel durch die Landschaft und die staubige, warme Luft zu genießen.
Hm, jetzt hab ich irgendwie nix über unserem Ausflug geschrieben. Na, macht nix. Ein Großteil davon war ja auch tatsächlich Töff-Töff gegurke :)







unser Rekord liegt bei 4,inklusive Fahrer.






 



Die restlichen Tage waren irgendwie echt voll und ereignisreich und trotzdem relativ normal;
Die 22 jährigen Geschwister malen immer noch munter die Schuhkartongeschenke-Malbücher aus..
Der kleine Amos isst lecker Wassereis aus der Tüte und auch sonst alles was hier so rumliegt. (Warum hat eigentlich unsere Seife Bissspuren?!) Er rennt überall rum, schimpft wenn er nicht jede Tasche ausräumen darf, fährt voll auf andere Kinder ab und ist echt ein goldiger Lauser.
Es hat inzwischen  schon so an die fünf Mal geregnet und die 28°C nachts sind so kühl, dass ich mir wieder eine Decke geholt habe.
Ich hoffe euch geht's gut, mir geht's auch gut, aber in zwei Monaten bin ich schon wieder in Deutschland...was irgendwie ein komisches aber nicht schlechtes Gefühl ist...









  


Sonntag, 26. Mai 2013

26. 05. 2013 - Aldos Brunnenbauprojekt



Heute fahre ich mit Aldo nach Tala-Mokkolo. Zu meiner freudigen Überraschung fahren wir mit seinem Geländemotorrad :) Ein Paar feste Schuhe für den Fahrer, Helme ziehen wir beide auf. Dann preschen wir los.
90km lang schlängelt sich der feldwegbreite, unbefestigte Weg durch die einmalig herrliche, hügelige Landschaft. Es war einfach übel geil! (Aldo mag dieses Wort nicht, aber es gibt einfach Dinge auf der Welt, die sind...? genau: Leider geil. Und dazu gehört spätestens seit heute auch Motorradfahren.)
Beigebraune Steppe, rundsteinige kleine Berge, verstreute grüne Bäume und dazwischen hin und wieder ein einzelner knalliger Feuerbaum. Gott hat es schöpfermäßig halt schon echt drauf. Wir überholen Kuhherden, Frauen die Feuerholz sammeln, Wasser holen, kochen und Männer die Hausdächer ausbessern.
Dann haben wir zu Aldos großem Leidwesen und meinem großen Fotoglück einen Platten. Aldo schiebt das schwere Motorrad 2 km zu einer erstaunlich gut ausgerüsteten "Werkstatt" (eine Ansammlung von Männern und ihren Motorrädern) zurück und ich dokumentiere alles.
Ich fotografiere, trinke einen Gari zum Frühstück, unterhalte mich ein bisschen mit den Frauen die den Gari kochen und langweile mich eineinhalb Stunden lang, bis der Reifen geflickt ist.
Gegen Mittag kommen wir in Tala- Mokkolo an. Ein kleines Bergdorf um ein 18m tiefes Loch, einer von Aldos Brunnen:
Vor einiger Zeit hat Aldo einen Brunnen für das damals neue Dispensaire in Tala-Mokkolo gebaut. Dank hochwertiger d.h. 20m tiefwertiger Arbeit führt der Brunnen auch in der Trockenzeit Wasser- im Gegenteil zu vielen dorfeigenen Brunnen. Die im weitesten Sinne umliegenden Dörfer fragen an, ob er mit seinem Kompressor ihre Brunnen vertiefen könnte. So entsteht ein Brunnenvertiefungsprojekt aus dem sich nach und nach mit den immer nachkommenden Anfragen ein Brunnenbauprojekt entwickelt.
Durch Unterstützung von verschiedenen Seiten und einer kleinen finanziellen Beteiligung der jeweiligen Dorfgesellschaft baute er also mit dem Kompressor, einer Handvoll fest eingelernten Helfern und den Männern des jeweiligen Ortes Brunnen. Wenn der Boden steinig ist, wird der Brunnen direkt in den Stein hinein gehauen oder manchmal sogar gesprengt.
Hier in Tala-Mokkolo ist der Boden nur lehmig. Deshalb wird gegraben und dann werden Betonreifen in das gegrabene Loch gesetzt, um die Wände zu stabilisieren. Einer steigt in den immer tiefer werdenden Schach und gräbt unten die lehmige Erde weg, sodass langsam das Gewicht der Betonreifen selbige nach unten drückt und man oben den nächsten draufsetzen kann. Dass das so gemachte wird war mir auch nicht bewusst und hat mich ganz schön verblüfft. Sieht schon ziemlich abenteuerlich aus wie einer im 18m tiefen Brunnenschach den Eimer mit Schlamm vollschaufelt und die restlichen Männer den Eimer dann hochziehen.
Nach allen Maßstäben der Kunst lobt und ermutigt Aldo alle Beteiligten und ermahnt sie zügig weiterzuarbeiten, damit er den Kompressor möglichst bald wieder vom Berg runter nach Maroua transportieren kann, bevor die anbrechende Regenzeit die Wege zu Flüssen macht.
Dann machen wir uns auf den Heimweg. Die Sonnencreme, die man mir gerade gegeben hat, um noch weiteren Sonnenbrand zu verhindern, wird 3 Minuten später praktisch abgewaschen, als der erste RICHTIGE Regen dieses Jahres fällt. Wir stellen uns nochmal unter.
Heimzus erkenne ich die Strecke nicht wieder. Entwurzelte Bäume, zerrupfte Pavillions und Marktstände, Flüsse wo ich vorher nicht mal ein Flussbett ausgemacht hatte! Und auch sonst sieht auf einmal alles viel grüner aus! Dabei kann das doch bei einem Regen gar nicht sein! Krass, was die Psyche alles ausmacht. Nur, weil ich weiß, dass es geregnet hat, ändert sich mein Farbempfinden! Aber Aldo bestätigt meine Beobachtung: "Es ist grüner", ruft er mir zwischen zwei Hubbeln durch die Motorradhelme hindurch zu, "einfach aus dem Grund, weil der Regen die Blätter der Bäume, die seit guten 6 Monaten zugestaubt werden, abgewaschen hat."  Klingt logisch. 









 











Kaum ist der Regen vorbei, laufen die Leute auf ihre Felder vor den Häusern und beginnen zu säen. Das ist heikel, denn es kann gut sein, dass es nochmal einige Zeit lang nicht regnet und das ganze Saatgut vertrocknet. Gesät wird vor allem von Frauen und mit der Hand. Manchmal spannen sie sich Schnüre, um ordentliche Reihen hinzubekommen, manchmal nicht.