Die Schwester unseres Fulfuldélehrers ist gestorben. Aids...
wir kennen sie nicht, wollen aber schnell dort vorbeigehen und unser Beileid
ausdrücken ("hab Geduld", sagt man). Wir haben gehört es sei nett zu
solch Beileidsbesuchen ein Kilo Zucker und Tee mitzubringen, um die Familie zu
unterstützen, denn oft reisen Bekannte und Verwandte aus der ganzen Umgebung an
und bleiben eine Weile. Zum Glück fängt uns unser Stationswächter auf dem Weg
zum Laden ab und erklärt uns, dass man das natürlich erst abends oder in den
nächsten Tagen vorbeibringt und auf keinen Fall mit ans Grab! ...Wär auch schön
peinlich geworden. Also ziehen wir ohne Zucker los. Praktisch auf der
Türschwelle treffen wir ein paar Bekannte und man rettet uns gerade noch
rechtzeitig vor dem nächsten Fettnäpfchen: Ein zusätzliches Tuch muss über Kopf
und Schultern! Wir bekommen welche
geborgt und gezeigt, wie man sie wickelt, dann betreten wir das Gehöft. Laufen
an ein paar Männern vorbei um eine Ecke und mich trifft fast der Schlag. Ich
stehe in einem Hof in dem an die hundert
Frauen durcheinander auf dem Boden sitzen! Wir schütteln der Mutter der
Verstorbenen die Hand und suchen uns einen Platz zwischen den Frauen. Viele von
ihnen sind jung, die Verstorbene war erst 30. Es herrscht ein leises,
andächtiges Gemurmel, wie vor einem Gottesdienst in der Kirche. Einige jammern,
wischen sich mit einem Zipfel ihres Gewandes Augen und Nase. Dann kommen immer
wieder neue Frauen unter lautem Wehgeschrei an. Von fast schon übertrieben
heftigen Weinkrämpfen geschüttelt, gehen sie in die Hocke oder stützen sich an
der Hauswand ab. Minutenlang reisen die Klagegesänge nicht ab. Der Refrain des
Klagegesangs einer Frau erinnert so viel mehr an einen hysterischen
Kicheranfall, dass ich alles brauche um meine Mundwinkel unten zu lassen. Als ich jedoch aus den Augenwinkeln meine
Freundin aus aufrichtiger Trauer um ihre Kindheits- und Nachbarsfreundin still
in ihren Rock schluchzen sehe, hab ich das schnell wieder vergessen.
So sitzen wir da und es wird immer enger. Alle meine Beine sind eingeschlafen.
Unauffällig werfe ich einen Blick auf die Uhr. Wir verpassen unseren
Jugendkreis. Ich schaue durch die bunte Menge- jeder verpasst seinen
(Jugend)kreis, alle sind hier. Schön für die Verstorbene, dass ihr alle die
letzte Ehre erweisen, schade für die Braut morgen, deren Hochzeit am Tag vorher
in den verschiedenen Kreisen vorbereitet werden sollte...
Ich bin gerade dabei mir zu überlegen, ob ich es gut finde, dass bei unseren europäischen Beerdigungen schwarz getragen wird, da kommt der Pastor. Es gibt eine kleine Andacht, zwei Lieder und Gebet währenddessen jedes Handy aller anwesenden Personen mal klingelt. Es ist mir ein unbegreifliches Rätsel. Warum die beim besten Willen NIE ihre Handys ausschalten- oder wenigstens auf stumm. Aber nein, die klingeln IMMER! Also auch bei jedem unpassenden Zeitpunkt. Nachdem auch der Pastor den zweiten Anruf abgeblockt hat, kommen ein paar Männer mit Sarg und alle Menschen pilgern zum Friedhof. Ich dachte der sei irgendwo außerhalb, aber in der Tat bin ich an dem schon ein paar Mal vorbei gelaufen, hab ihn nur noch nie als solchen identifiziert; Der Friedhof sieht einfach aus wie ein ungepflegtes Stück Ortsrand. Keine Grabreihen, Grabsteine oder Holzkreuze. Oder vielleicht hat man das von der anderen Straßenseite wo wir Frauen saßen bloß nicht so genau gesehen.
Ich bin gerade dabei mir zu überlegen, ob ich es gut finde, dass bei unseren europäischen Beerdigungen schwarz getragen wird, da kommt der Pastor. Es gibt eine kleine Andacht, zwei Lieder und Gebet währenddessen jedes Handy aller anwesenden Personen mal klingelt. Es ist mir ein unbegreifliches Rätsel. Warum die beim besten Willen NIE ihre Handys ausschalten- oder wenigstens auf stumm. Aber nein, die klingeln IMMER! Also auch bei jedem unpassenden Zeitpunkt. Nachdem auch der Pastor den zweiten Anruf abgeblockt hat, kommen ein paar Männer mit Sarg und alle Menschen pilgern zum Friedhof. Ich dachte der sei irgendwo außerhalb, aber in der Tat bin ich an dem schon ein paar Mal vorbei gelaufen, hab ihn nur noch nie als solchen identifiziert; Der Friedhof sieht einfach aus wie ein ungepflegtes Stück Ortsrand. Keine Grabreihen, Grabsteine oder Holzkreuze. Oder vielleicht hat man das von der anderen Straßenseite wo wir Frauen saßen bloß nicht so genau gesehen.